[Rezension] Philippa Gregory - "Die weise Frau"

Philippa Gregory - Die weise Frau
Historischer Roman

Verlag: Goldmann-Verlag
ISBN-13: 978-3-442-42806-9
Seiten: 543 Seiten
Erschienen: 1995
Originaltitel: „The Wise Woman“
Übersetzerin: Dinka Mrkowatschki

Buchrückentext
„England zur Zeit Heinrichs VIII.: Kirchen und Klöster gehen in Flammen auf, Hexen und Ketzer enden auf dem Scheiterhaufen. In dieser Zeit wächst die junge, intelligente Alys heran, ein Waisenmädchen, das sein Leben im Kloster verbringen wollte. Die alte Morach, eine weise Heilerin, sieht in Alys ganz andere Kräfte schlummern. Sie bildet das Mädchen zur Magierin aus, auf das sie mit ihren dunklen Kräften den Kampf gegen Macht und gesellschaftliche Normen aufnimmt.“

Meine Meinung
Jetzt habe ich das Buch schon einige Tage beendet und bin immer noch zwiegespalten, wie ich es mir gefallen hat. Auf der einen Seite gab es tolle Passagen, die mich gefesselt und in ihren Bann gezogen haben, wo mich sowohl die Geschichte als auch der Schreibstil richtig packen und faszinieren konnte und denen ich gerne 5 Sterne geben würde. Dann aber gab es auch wieder Abschnitte, die mir zu weitschweifig waren, weil Dinge sich wiederholten oder wo ich es dann Wendungen in der Geschichte gab, die mir einfach nicht gefallen haben und die ich mit vielleicht 1 oder 2 Sternen bewerten würde. 

So fand ich schon den Einstieg in die Geschichte schwierig – zwar sind die ersten drei Seiten sehr spannend, dann aber folgt ein langer Abschnitt, der mich gar nicht fesseln konnte und den ich sehr weitschweifig und langatmig fand. Vielleicht hat es aber auch am Schreibstil gelegen, den ich anfangs sehr anspruchsvoll fand und der sich nicht einfach so runterlesen lässt. Ich habe ihn als dicht und sehr atmosphärisch empfunden – und fand ihn dann aber, als ich mich dran gewöhnt hatte, doch als sehr angenehm und gut lesbar. Aber das hat halt einfach etwas gebraucht.

Die Geschichte selber ist an sich sehr interessant – vor allem Alys, die Protagonistin, fand ich eine sehr interessante Figur. Am Anfang ist sie mir noch sympathisch – als Nonne flieht sie aus einem brennenden Kloster und weiß zunächst nicht, wohin. Denn zur Zeit Heinrichs des VIII. wird aller Glaube rasch als Hexerei abgetan, und als Nonne ist man sich seines Lebens nicht sicher. Alys ist zu diesem Zeitpunkt eine wirklich bemitleidenswerte junge Frau, die ganz in ihrem Glauben aufblüht und keinsten Zweifel an ihm hegt, sich aber genau dieser Gefahr auch bewusst ist. Drum sieht sie für sich eine Chance, als sie an den Hof des alten Lords Hugh gerufen wird. Von da an wandelt sich die zunächst liebenswerte Alys und wird nach und nach zu einer machthungrigen, egoistischen Frau, die kein Mittel auslässt, um ihren Willen durchzusetzen. Immer unsympathischer wird sie mir, und ihre Handlungen sind für mich immer unverständlicher – trotzdem aber hat sie mich als Figur fasziniert, und ihre Entwicklung – wenn auch in eine negative Richtung – wird durch die Autorin wirklich sehr gut gezeichnet. Das Ende hat mich dann sehr überrascht und ich musste es tatsächlich zweimal lesen, um mich zu versichern, dass ich es richtig verstanden habe. Damit hätte ich in keinster Weise gerechnet, jetzt aber denke ich, dass es sehr passend ist und dem Buch einen guten und schlüssigen Abschluss gibt.

Was mir an der Geschichte gar nicht gefallen hat ist der doch große Anteil der schwarzen Magie – und das, was beschrieben ist, kann man – auch aus heutiger Sicht – nicht irgendwie anders erklären. Die sprechenden Puppen sind da das eine, was sie aber machen und was sie auslösen, ist zum Teil belustigend, zum Teil aber auch einfach nur eklig (wer das Buch kennt – ich meine zum Beispiel die Geburt …). Das war mir einfach zu viel des Guten und hat mir leider auch die Geschichte in Teilen richtig madig gemacht. 

Ich habe mich jetzt entschlossen, dem Buch 3,5/5 Sternen zu geben, eben weil ich manches einfach zu abstrus fand, anderes dagegen genial. Ich werde ganz sicher ein weiteres Buch der Autorin lesen, denn ihr Schreibstil und die Art, wie sie Geschichten konzipiert und erzählt, haben mir gut gefallen. Dieses Buch aber konnte mich leider nicht gänzlich überzeugen.

Mein Fazit
Ich bin sehr zweigespalten bei diesem Buch, das eine super konzipierte Geschichte erzählt mit einer im Verlauf zwar unsympathischen, aber sehr interessanten Protagonistin, mir aber einfach zu viel Magie beinhaltet hat, die aus dem Buch schon fast ein historisches Fantasybuch macht. An den Schreibstil musste ich mich erst gewöhnen, dann aber hat er mich sehr gut gefallen und mich richtig in die Geschichte gesogen. Auch wenn mich dieses Buch nicht überzeugen konnte, finde ich doch, dass Philippa Gregory die Geschichte toll erzählt hat, deshalb werde ich sicher ein weiteres Buch von ihr lesen. Diesem jedoch kann ich leider nur 3,5/5 Sternen geben.


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