[Rezension] Rebecca Michéle - "Das Flüstern der Wände"

Rebecca Michéle - Das Flüstern der Wände
Historischer Roman

Verlag: Dryas-Verlag
Umschlaggestaltung: © Guter Punkt, München
Umschlagabbildung: © Sabine Dunst, Guter Punkt, unter Motiven von shutterstock
ISBN-13: 978-3-940-85561-9
Seiten: 362 Seiten
Erschienen: 26. Februar 2015

Buchrückentext
„Cornwall 1940: Um den Bombenangriffen auf London zu entgehen, bringt Robert Carlyon seine Familie nach Cornwall, wo sie auf dem Landsitz Higher Barton eine Bleibe finden. Während Roberts Frau und sein Sohn sich zunächst schwer in das Landleben einfügen, ist die siebzehnjährige Eve von dem Herrenhaus sofort begeistert. Doch nachts meint sie, jemanden ihren Namen rufen zu hören. Eve erfährt, dass Mitte des 19. Jahrhunderts die junge Evelyn Tremaine spurlos verschwunden ist. Seitdem soll ihr Geist in den Mauern umgehen. 
Welches Geheimnis birgt Higher Barton und welche Rolle spielt der alte Lord Tremaine? Eve beginnt nachzuforschen und stößt auf eine unglaubliche Geschichte, die auch ihr eigenes Leben nachhaltig verändern wird.“

Meine Meinung
Da ich die Krimi-Reihe um Mabel Clarence ja so liebe, war klar, dass ich auch „Das Flüstern der Wände“ lesen muss – denn die Geschichte spielt auch auf dem Anwesen Higher Barton, und man könnte es als Vorgeschichte bezeichnen. Aber man kann das Buch auch ganz unabhängig von den Mabel Clarence Büchern lesen und wird trotzdem sehr gut unterhalten.

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen, die sich immer abwechseln, dabei aber geschickt miteinander verknüpft werden. Im Jahr 1850 geht es um die junge Evelyn Tremaine, die sich sehr für die Kupferminen ihres Vaters interessiert und deren größter Wunsch es ist, Minen-Ingenieurin zu werden – das ist zu dieser Zeit natürlich undenkbar, dennoch aber lässt sie dieser Gedanke einfach nicht mehr los. Im Jahr 1940 steht Eve im Mittelpunkt der Geschichte, die mit ihrer Familie nach Cornwall auf das Familienanwesen Higher Barton evakuiert wird, um den Bombenangriffen in London zu entgehen. Ihr gefällt es sehr gut in dem Haus, lediglich die Stimmen, die sie nachts hört, machen sie ein wenig unruhig – denn man erzählt, die verschollene Evelyn Tremaine würde als Geist in den Mauern von Higher Barton umgehen.

Mir hat der Erzählstrang aus dem 19. Jahrhundert etwas besser gefallen – vielleicht auch, weil mich ich das Thema des Kupferabbaus in den Minen sehr interessant fand und weil ich einfach eine ganze Menge Neues über dieses Thema gelesen habe. Aber auch die Geschichte um Eve im 20. Jahrhundert war fesselnd, weil man als Leser natürlich auch wissen will, was sich hinter diesen merkwürdigen Stimmen verbirgt und was dran ist an der Geschichte des sich rumtreibenden Geistes.  

Beide Charaktere – Evelyn im Jahr 1850 und Eve im Jahr 1940 – habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Evelyn, weil sie so tatkräftig war und sich nicht so leicht unterkriegen ließ, Eve, weil ich sie einfach liebenswert fand mit ihren zupackenden und helfenden Art und ihrer Neugierde und Beharrlichkeit. Auch die anderen Charaktere fand ich gut gezeichnet, vielleicht nicht immer sehr tiefgründig und manchmal auch etwas klischeehaft, wie zum Beispiel die hinterhältige Stieftochter oder geldhungrige, adoptierte Stiefsohn, trotzdem aber haben sie gut in die Geschichte gepasst und sie sehr lebendig werden lassen.

Der Schreibstil ist sicherlich eher schlicht, dafür aber leicht und locker und vor allen Dingen sehr lebendig – die Seiten sind einfach nur so dahingeflogen, sicherlich auch, weil mich die Geschichte gefesselt hat und die beiden Erzählstränge geschickt miteinander verwoben sind. Das Ende und die Auflösung fand ich schlüssig, auch wenn ich es in groben Zügen so erahnt habe. Trotzdem aber hat es der Geschichte einen guten Abschluss gegeben und schön fand ich vor allem, dass dann doch noch einige bekannte Gesichter auftauchen, die man in den Geschichten um Mabel Clarence wiederfindet.
Wer einen tiefgründigen Roman erwartet, den wird „Das Flüstern der Wände“ wahrscheinlich enttäuschen – mich aber hat er nach Cornwall entführt und mir unterhaltsame Lesestunden geschenkt. Für zwischendurch fand ich ihn einfach super – eine interessante Geschichte, die fesselt und zudem noch gut unterhält.

Mein Fazit
Zwei Handlungsstränge, die geschickt miteinander verwoben sind, Protagonisten, die ich sofort ins Herz geschlossen habe und eine Geschichte, die mich interessiert und vor allem auch gefesselt hat – da konnte ich über die wenigen magischen Aspekte und den sehr einfachen Schreibstil gut hinwegsehen. Mich hat das Buch sehr gut unterhalten und mir schöne Lesestunden geschenkt – und es ist eine tolle Ergänzung der Krimi-Reihe um Mabel Clarence, die man aber nicht zwingend kennen muss, um auch an diesem Buch seine Freude zu haben.


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